Der erste Königsjäger Frühling stand im Zeichen der internationalen Jugend

Die Sieger kommen aus Zehlendorf und Norwegen

Vier Tage lang erlebten 176 Schachsportler und Schachsportlerinnen aus 11 Nationen gemeinsam “Schach total” im Bürgersaal des Rathauses Zehlendorf, jetzt wurden die Preisträger gekürt. Norbert Kopp (CDU), der Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, nahm als Schirmherr der Veranstaltung die Siegerehrung vor und sagte zu, dass es auch im nächsten Jahr wieder einen Königsjäger Frühling im Rathaus Zehlendorf geben wird, was der Königsjäger-Vorsitzende und Turnierdirektor Karsten Kuschfeldt gerne bestätigte.

In Gruppe A konnte sich der für Zehlendorf in der 2. Bundesliga spielende Großmeister Jakob Meister durch seinen Schlußrundensieg gegen den Potsdamer FM Martin Brüdigam knapp mit 6 aus 7 den Turniersieg und den ersten Preis sichern. Meister gab nur zwei Remisen ab, genau wie der ihm auf Platz 2 folgende GM Robert Rabiega (König Tegel), der durch einen Schwarzsieg gegen Georg Kachibadze (König Tegel) die weitere Konkurrenz knapp distanzieren konnte. Dritter wurde Rabiegas Mannschaftskollege IM Michael Richter, der auf 5,5 aus 7 kam und trotz aller Bemühungen in der letzten Partie nicht über ein Remis gegen den jungen Rosenheimer FM Marco Baldauf hinauskam, der mit ebenfalls 5,5 Punkten Fünfter wurde. Dazwischen auf Platz 4 kam GM Sergey Kalinitschew (SC Kreuzberg) mit ebenfalls 5,5 Punkten ins Ziel, der am Ende Maximilian Weimann (Altenkirchen) bezwingen konnte. Sechster wurde mit 5 Punkten der junge bayrische IM Maximilian Berchtenbreiter. Die ersten sechs Spieler blieben im Turnier ungeschlagen. Auf den Plätzen 7 bis 10 folgten mit jeweils 5 aus 7: FM Atila Figura, FM Shkelqim Cela, FM Clemens Rietze und der Jugendliche Julian Grötzbach vom Hamburger SK, der zuletzt beim Ramada Amateur Cup durch Turniersiege auf sich aufmerksam machte. Julian gelang in der Schlussrunde das Kunststück, gegen die lange Zeit sehr gut im Rennen liegende Frauennationalspielerin WGM Tatjana Melamed zu gewinnen, die am Ende mit 4 aus 7 auf Rang 24 beste weibliche Spielerin wurde.
Herausragender Akteur der Meistergruppe war ein weiterer Jugendlicher vom Hamburger SK: der erst 11-jährige Gymnasiast Luis Engel, der mit einer ELO-Zahl von 1936 in den Wettbewerb ging, um ab Runde 3 der Reihe nach erst den Potsdamer Dr. Hans-Joachim Grottke (ELO 2122),dann den starken schwedischen Spieler Tomas Johannson (Uppsala Schachgesellschaft, 2200 ELO) und danach sogar den fünfmaligen Berliner Meister und erfahrenen Bundesligaspieler IM Ulf von Herman (ELO 2342) zu besiegen! Zwar verlor das Riesentalent danach in Runde 6 gegen FM Baldauf, aber in Runde 7 gelang Luis noch ein Abschlußremis gegen IM Ralf Schöne. Seine insgesamt erspielten 4,5 Punkte reichten zu Platz 16 in der Gesamtwertung des starken Feldes und zu einer ELO-Performance von 2290! Viele Beobachter waren sich einig: Luis Engel steht eine steile Schachkarriere bevor, wenn er weiterhin mit gleichem Eifer am Schach arbeitet.
Bester Königsjäger wurde Thomas Deutschmann mit 4,5 Punkten auf Platz 22, der ihm noch einen Ratingpreis ( U 2099) bescherte.

Ein weiterer Jugendlicher sorgte im B-Turnier für Furore: Der 15-jährige Norweger Mathias Satre gewann den Wettbewerb ungeschlagen mit 6 aus 7. In der Schlußrunde trennte er sich von seinem mitgereisten Vater Roger Satre Remis, was für Vater Satre am Ende immerhin Platz fünf und einen Preis bedeutete. Das Vater-Sohn Duett aus der zweitgrössten norwegischen Stadt Bergen war extra für den Königsjäger Frühling aus dem hohen Norden angereist. Beide wollen nächstes Jahr wieder beim Königsjäger Frühling mitspielen, Sohn Mathias, der schon einmal in einem norwegischen Jugendwettbewerb dem späteren Weltmeister GM Magnus Carlsen am Brett gegenüber saß, möchte dann aber in der A-Gruppe mitmischen. Platz 2 ging an den DWZ-Favoriten Henry Oelmann (Oranienburg, 5,5 Punkte) vor den punktgleichen Sebastian Böhne (Weiße Dame) und Lukas Kitze (GW Granschütz). Sechster wurde der erst 10-jährige Mikhail Pesotsky, der mit seinen Eltern eigens für die Teilnahme aus Moskau angereist war und der normalerweise für den Moskauer Schachklub “Jugend von Moskau” startet. Die sechs Stunden, die der junge Russe wöchentlich Schach trainiert (u.a. bei GM Alexander Kharitonov), um seinem Schachidol Exweltmeister Mikhail Tal nachzueifern, hatten zuvor für eine gute Leistung bei der Europäischen Jugendeuropameisterschaft in Slovenien gereicht, wo Mikhail beachtliche 6 aus 9 erzielte .
Bester Königsjäger wurde nicht ganz unerwartet der 14-jährige Jakob Hartmann auf Platz 9, mit ebenfalls 5 aus 7, der bereits als Stammspieler die erste Königsjäger-Mannschaft in der Berliner Mannschaftsmeisterschaft verstärkt. Beste weibliche Spielerin wurde Jessica Reck (Leegebrucher SF, 3,5 Punkte) auf Platz 42.
Schirmherr Norbert Kopp würde sich freuen, wenn das Turnier an gleicher Stelle zu einer dauerhaften Tradition werden würde. Turnierdirektor Kuschfeldt bedankte sich bei Bürgermeister Kopp, den Sponsoren LGC-Group, Chessbase Hamburg, Schachversand Freibauer Nord und Ratskeller Zehlendorf, den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern, den Schiedsrichtern und Turnierleitern sowie insbesondere den schachbegeisterten Teilnehmern für ein rundum gelungenes Event, das seinen Eingang in den internationalen Schachkalender 2015 finden wird. Auf Wiedersehen in Zehlendorf!
Die weiteren Rating- und Jugendpreisträger finden Sie auf unserer Webseite.

Veit Godoj

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